Teddy Stauffer - «Mister Acapulco»

40 Jahre Schweizer Jazz

Am 29. Oktober haben sich eine Schar von interessierten Leuten in das evangelische Kirchgemeindehaus begeben, um einen anschaulichen Beweis von einer Entwicklung des Schweizer Jazz zu verfolgen.

Doch zu einer solchen Dokumentation konnte es aber erst seit der Erfindung von aufgezeichneten Tönen erfolgen, wie sie von Thomas Alva Edison (1877) oder Emilie Berliner (1887) erfunden worden ist, das heisst, auf einer Platte mit aufgezeichneten Tönen, die man auch wiedergeben konnte. Denn nur dank solchen Erzeugnissen war es damals möglich, solche Musik wie sie einst von der Original Dixiland Jazz Band 1917 in New York eingespielt worden ist, von Amerika aus in Europa bekannt zu machen.

Eine als erste jazzähnliche Aufnahme die in der Schweiz aufgenommen wurde, kann die von der Bauernkapelle Gebrüder Meyer & Zwahlen 1920 aufgenommen cake walk «Ellie Greens» bezeichnet werden, obwohl dieses von Jazz ausser dem Titel keine grossen Zusammenhang aufwies. Erst, als der 1890 in Korsika geborene und 1910 nach Amerika übersiedelte Frank Guarante Mitte der 20er Jahre mit seinen Georgians in Europa und 1926 in Zürich gastierte, wurden die erste Platten in der Schweiz für das Label «Kalophon» aufgenommen.

Weiter wurde die Entwicklung in einem Video von den Lanigiros, Eddie Brunner, The Berry's, Fred Böhler, Hazy Osterwald und natürlich von dem vor 15 Jahren verstorbenen Teddy Stauffer, dem die heutige Veranstaltung Thema war. Eine kurze Sequenz war Teddy Stauffer zu sehen und hören, aber es kamen auch junge Talente zu Wort, in dem die «Sam Singers» zusammen mit den Originalaufnahmen von Schellackplatten gemixt und zu einer neuen CD produziert wurde.

Es konnte nicht treffender zutrffen, dass Fräulein Grethe Waldor mit ihrem Pianist genau  solche Lieder interpretierte, wie sie in den vergangenen 20er Jahre zu Hauff auf den Gassen gesungen und dazu getanzt wurde. So konnte man den Papagei, der keine harten Eier fressen konnte bis hin zur Konditorei, da sassen die zwei, zu Gehör mit all den kleinen wilden Geschichten, die sich um und in dieser Zeit zu ereignen schienen, grossartigen Erfolg der beiden begnadeten Künstler.

Der Präsident KULTUR-NETZ Bassersdorf meinte, man unterstütze solch einmalige Aktivitäten. Auch in Bassersdorf zählt man nicht nur einige Ehrenbürgern sondern auch einen, der als Verdienst für seine Recherchen am tönenden Schweizer Kulturgut eine «Goldene Schallplatte» als Auszeichnung in Empfang nehmen durfte.

Aus dem Blätterwald (Presseartikel)

(Der Landbote vom 28. Oktober 2006)

Die Rückkehr des «Mister Acapulco»

Teddy Stauffer war der bekannteste Bandleader der Vorkriegszeit. Der Verein KULTUR-NETZ Bassersdorf lässt den erfolgreichen Musiker nochmals aufleben.

Bassersdorf - Für seinen musikalisch-dokumentarischen Blick zurück hat sich Dölf Stöcklin, versierter Discografie-Forscher und früherer Tontechniker beim Schweizer Fernsehen, mit Teddy Stauffer einen grossen Namen der Vorkriegszeit vorgenommen. Der Bandleader war wegen seiner Aufenthalte in Amerika auch bekannt unter dem Namen «Mister Acapulco». Schon in den dreissiger Jahren hatte Stauffer mit den «Original Teddies and the Sam Singers» seine erste Schallplatten in Berlin aufgenommen und damit eine internationale Karriere eingeläutet.

Als Resultat seiner mehrjährigen Forschungsarbeiten um den vor 15 Jahren verstorbenen Teddy Stauffer hat der in Bassersdorf lebende Stöcklin unter anderem zwei Discografien geschaffen, die Grundlage waren für die regelmässige Radiosendung «Gestern Hit, heute Evergreen», präsentiert von Georges Pilloud. Für sein Engagement auf dem Gebiet der musikalischen Dokumentation hatte Stöcklin schon vor 20 Jahren von Wysel Gyr im legendären Zürcher Restaurant Kindli eine goldene Schallplatte entgegennehmen dürfen.

Stöcklin begnügte sich bei der nun anstehenden sonntäglichen Schau (siehe Kasten/Kommentar) indessen nicht mit Ton- und Bildmaterial zu Teddy Stauffer. Er zeigt weitere musikhistorische Stationen in der Entwicklung des Schweizer Jazz, verbunden mit damals aktuellen Tänzen und schillernden Namen wie Frank Guarente, Eddy Brunner oder Hazy Osterwald, Mittels Videosequenzen geht der Experte weiter der Frage nach, wie sich die Aufnahmetechnik in den Studios im Lauf der Jahrzehnte veränderte.

«Fräulein Grethe»

Im zweiten Teil des Nachmittagsprogramms trägt «Fräulein Grethe Waldor» zusammen mit ihrem Pianisten unvergängliche Melodien aus den zwanziger bis vierziger Jahren vor. Hinter dem Fräulein steckt die Bühnenkünstlerin Kathrine Ramseier, deren «unbändige Schaffenskraft trotz zahlreicher missglückter Ehen nie nachliess», wie es die Unterhalterin selber formiert. Zu ihrer Lebenschule gehörte auch ein Jahrzehnt Klausur im Nonnenkloster.

Die Lieder «Fräulein Grethes» leben denn auch nicht nur vom Erinnerungseffekt, sondern ebenso von der schillernden Persönlichkeit und den komödiantischen Fähigkeiten der Sängerin. Sie war schon einmal in Bassersdorf zu Gast: «In einer leinen Konditorei ...». Vor Jahresfrist hatte der Bassersdorfer Verein KULTUR-NETZ einen Sonntagnachmittag dem Schlagerkomponisten Artur Beul gewidmet. Der 90-jährige Gast glänzte da unter anderem mit einem am Klavier live gespielten Medley seiner Melodien: «Nach dem Räge schint d'Sunne», «Ich han en Schatz am schöne Zürisee». So kann man auch auf die morgige Veranstaltung gespannt sein.

KONI ULRICH

Kommentar
KULTUR-NETZ
PFLEGT GESCHICHTE

Der Verein KULTUR-NETZ Bassersdorf setzt sich ein für den Erhalt von ortsgeschichtlichen Gebäuden und Stätten. Er sichert und archiviert historisches Material und fördert altes Handwerk. Und er arbeitet die Ortsgeschichte auf und unterstützt Anlässe, die seinen Zielen dienlich sind. Ein solcher war vor Jahresfrist die Hommage an Artur Beul, den Schlagerkomponisten.

Morgen Sonntag steht in Bassersdorfer reformierten Kirchgemeindehaus der vor 15 Jahren verstorbene Bandleader Teddy Stauffer im Mittelpunkt. Der Einheimische Dölf Stöcklin präsentiert Ton- und Bilddokumente von «Mister Acapulico» und der damaligen Jazzszene. Im zweiten Teil trägt «Fräulein Grete» Schlager und Evergreens aus den zwanziger bis vierziger Jahren vor. (ul)