20 Jahre Schmitte Bassersdorf
Aus dem Blätterwald (Presseartikel)
(Zürcher Unterländer)
Generalversammlung der «Gesellschaft zur Schmitte»
Vor gut 20 Jahren wurde die Schmitte in Bassersdorf restauriert. Zeit für einen Blick auf die Entstehungszeit.
von Adis Merdzanovic
Bassersdorf. - «Unsere Schmitte gehört zu den Kulturinstitutionen der Gemeinde», sagt Schmiede-Obmann Ernst Kuhn den rund 30 Zuhörern, die am Samstagnachmittag im reformierten Kirchgemeindehaus mehr über die Geschichte der Dorfschmitte erfahren wollten. Die meisten Anwesenden hatten zuvor an der Generalversammlung des Betreibervereins, der Gesellschaft zur Schmitte, teilgenommen. Die Schmitte befindet sich mitten im Zentrum von Bassersdorf, direkt am Dorfbach. Jeden zweiten Samstag führen Hobbyschmiede in den alten Gemäuern ihre Künste an Hammer und Amboss dem Publikum vor. Oder erledigen Kundenaufträge.
Vom Dachdecker zum Pilot
«Die ersten Erwähnung der Schmitte findet sich 1420 in den Geschichtsbüchern», erzählt Kuhn. Allerdings befand sich damals noch näher beim Gemeindehaus und wurde erst nach einem Brand an ihren heutigen Platz versetzt. Jahrelang war sie Eigentum der Familie Altorfer und ging erst 1958 in Gemeindebesitz über. In den darauf folgenden Jahren wurde die Schmitte als Werkstatt für die Elektrizitäts- und Wasserwerk genutzt. Dies führte dazu, dass alle Utensilien - mit Ausnahme eines Blasbalgs im Obergeschoss - weggeschafft wurde.
«Die Initiative zur Restaurierung der Schmitte ging vom ehemaligen Lehrer Ernst Morf aus», sagt Ernst Kuhn. Dieser versammelte 1984 die Schmiedemeister aus der Gegend und gründete die «Arbeitsgruppe zur Schmitte». Die Teilnehmenden verpflichteten sich, für den Unterhalt und den Betrieb der Schmitte zu sorgen. Hier wurde Ernst Kuhn auch zum Obmann ernannt. Ein Jahr später wurde dann die Betreibergesellschaft gegründet. So konnte der Gemeinde eine erste Anfrage zur Restaurierung der Schmitte unterbreitet werden, welche auch Gehör fand. Dank finanzieller Unterstützung von allen Seiten konnten die Arbeiten nun beginnen.
«Als Erstes ging es darum einen Werkraum im hintersten Teil der Schmiede zu errichten, um Werkzeuge zu verstauen», erinnert sich Ernst Kuhn. Das Untergeschoss musste komplett renoviert und neue Arbeitsgeräte installiert werden. «Die Doppelesse und zwei Arbeitsbänke wurden uns vom Schloss Teufen geschenkt», sagt Kuhn. «Auch viele Firmen aus der Umgebung haben Material zur Verfügung gestellt oder auf ihr Honorar verzichtet.» Unzählige Arbeitsstunden seien in die Renovation gesteckt worden, betont Kuhn. «Während dieser Zeit war immer ein Mitarbeiter in der Schmitte.» Denn die gesamten Arbeiten wurden von den eigenen Handwerkern verrichtet, sodass im März 1988 die restaurierte Schmitte eingeweiht werden konnte. Heute arbeiten neun Handwerker in der Schmitte.
«Wir sind ein reiner Hobbybetrieb», sagt Kuhn. «Unter unseren Mitarbeitern findet sich alles, vom Dachdecker bis hin zum Pilot.» Ganz wichtig sei ihnen, nicht wie in anderen Museen bloss die fertigen Produkte auszustellen, sondern auch zu zeigen, wie diese gemacht werden. «Wir wollten ein lebendiges Museum schaffen.»