Eine Sonnenuhr im Zentrum von Bassersdorf
Aus dem Blätterwald (Presseartikel)
(Zürcher Unterländer vom Mittwoch 2. Juli 2008)
Im Zentrum tickt die Zeit anders
Am Montag haben die Bassersdorfer Schmiedeleute der Gemeinde eine Sonnenuhr übergeben. Diese zeigt nicht nur die Zeit an.
von Per Johansson
Wer künftig im Bassersdorfer Zentrum ohne Armbanduhr unterwegs ist, muss nicht bis zum Verkehrskreisel laufen, um am Kirchturm oder am alten Schulhaus die Zeit abzulesen. Seit dem Montag ziert eine eiserne Sonnenuhr die Wiese des «Jardin de l'amitié» vor dem Gemeindehaus. Entstanden ist die astronomische Uhr auf der gegenüberliegenden Strassenseite, in der Schmitte.
Über lange Jahre hinweg haben die Schmiedeleute am glühenden Eisen gehämmert und dieses gebogen. Zum 20-jährigen Bestehen der restaurierten Schmitte konnten die Mitglieder der Gesellschaft zur Schmitte ihr Werk nun der Öffentlichkeit übergeben.
«Die Uhr misst die Sonnenzeit, die allerdings nicht immer mit der herkömmlichen Zeitmessung übereinstimmt», erklärte Markus Lienhart, Mitglied der Gesellschaft zur Schmitte. Aufgrund der elliptischen Bahn der Erde um die Sonne und die Neigung der Erdachse bewegt sich die Erde je nach Jahreszeit einmal schneller oder langsamer. Dies hat zur Folge, dass die Sonnenuhr bis zu einer Viertelstunde von der herkömmlichen Zeitmessung abweichen kann.
Auf solider Basis ...
Das Zentrum der Sonnenuhr repräsentiert die Erde, der innere Ring stellt den Äquator dar, der gleichzeitig als Stundenring dient. Auf ihn wirft die Querachse der Uhr ihren Schatten, was die Zeit anzeigt. Zudem dient die Sonnenuhr als Kompass. Damit sie funktioniert, muss sie exakt nach Norden ausgerichtet sein. Wer also vor der Uhr steht und den Dorfplatz im Rücken hat, blickt genau nach Norden.
Vincenzo Paparusso, federführender Schmied bei der Entwicklung der Sonnenuhr, erklärte, was eine der schwersten Aufgabe bei der Herstellung gewesen sei: «Die Winkel und die Stellung der Ringe müssen genau stimmen, damit die Uhr funktioniert.» Zudem sei das Eisen an keiner Stelle verschweisst worden. Die Schmiede haben die einzelnen Teile miteinander vernietet. Und das eiserne Kunstwerk ist in einem grossen Stein verankert. Den Findling haben die Schmiede in der Kiesgrube Bassersdorf gefunden. Vor einigen Jahren hat man den Stein vor der Schmiede abgelagert.
... im Zentrum der Macht
Der Anblick des Findlings hat einige Schmiede immer wieder daran erinnert, an der Uhr weiterzuarbeiten. «Das war aber nicht immer einfach», sagte Frieder Schneider, Präsident der Gesellschaft zur Schmitte. «Wenn die Schmiede arbeiten, dann steht die Tür stets für Besucher offen. Während der Gespräche ist das Eisen oftmals wieder erkaltet.» Dennoch ist die Sonnenuhr noch rechtzeitig fertig geworden.
In seinen Ausführungen zur Sonnenuhr führte Lienhart aus, dass die Form des Kreises seit jeher etwas Göttliches darstelle und als Symbol für das Universum diene. Paparusso ergänzte, dass Sonnenuhren auch für Macht stünden: «Früher hatten nur Gelehrte wie Astronomen und Philosophen Sonnenuhren.»
So erstaunt es auch wenig, dass die neue Uhr im «Zentrum der Bassersdorfer Macht», neben dem Gemeindehaus steht. Und die Gemeinderäte, die bei der Übergabe anwesend waren, schienen sich über das Geschenk zu freuen.
(Der Landbote vom Mittwoch 2. Juli 2008)
Uhr für heitere Stunden
Dank der Gesellschaft Obere Schmitte wissen die Bassersdorfer jetzt auch die aktuelle Sonnenzeit.
Bassersdorf - Es sei eben mehr als nur eine Sonnenuhr erklärt Markus Lienhart von der Gesellschaft Obere Schmitte den anwesenden Bassersdorfern die Bedeutung des seltsamen Gerätes das am Montag im «Jardin de l'amitié» beim Gemeindehaus A enthüllt wurde. Die sogenannte Armillarsphäre zeigt zwar auch die Sonnenzeit an, doch in früheren Zeiten diente das Gerät zur Bestimmung von Himmelskoordinaten. Das Bassersdorfer Modell ist dabei nach dem geozentrischen Weltbild konstruiert: Die Erde befindet sich im Mittelpunkt des Universums. Sterne, Mond und Sonne drehen um sie herum.
Gefertigt haben das astronomische Instrument die Mitglieder der Gesellschaft zur Schmitte in rund 150 Arbeitsstunden mit dem technischen Wissen von vor zweihundert Jahren. Die Schmitte Bassersdorf feiert ihr 20-Jahr-Jubiläum der Restaurierung. Wie Vincenzo Paparusso erklärt, soll die Armillarsphäre ein Geschenk für die Unterstützung der Gesellschaft sein. (cwe)