Baltenswiler Geschichtspfad
Begleitheft zum «Baltenswiler Geschichtspfad» - Version Broschüren
Begleitheft zum «Baltenswiler Geschichtspfad» - Version A4-Ausdruck
1 Dorfbrunnen
Der im Jahr 2000 anlässlich der Quartiererschliessung Steinacher/Waldacher erstellte Dorfbrunnen ist mit dem Dorfwappen geschmückt. Ursprünglich zeigte das Wappen einen gelben Stern auf blauem Grund, was auch mit dem blauen Schriftzug korrespondierte.
Anlässlich der 75 Jahr-Feier der Zugehörigkeit von Baltenswil zu Basserdorf befasste man sich mit den Farben des Dorfbrunnens und übermalte das Wappen auf dem Brunnen, das bis dahin identisch war mit dem benachbarten Dietlikon.
Beim Beschluss über die neuen Farben soll man sich auf eine alte Zeichnung einer Schülerin gestützt haben. Die Farben des alten Wappens wurden 2006 mit den Farben gelber Grund und roter Stern übermalt. Nun entspricht das Baltenswiler Dorfwappen dem von Gutenswil in der Gemeinde Volketswil.
2 Schulhaus Baltenswil
Das Schulhaus wurde 1825 erstellt und diente dem Dorf bis 1900 diesem Zwecke. Der Spruch und das Wappen am Türsturz erinnert noch an die Zeit als Baltenswil eine eigene Bürgergemeinde war, welche um Mitte des 19. Jahrhunderts, wieder aufgehoben wurde.
Mitte 1950er-Jahre wurde der Schulraum in Bassersdorf so knapp, dass darin während 2-3 Jahren von Ernst Morf nochmals unterrichtet wurde. Es waren so viele Schulkinder dabei, dass der Lehrer jeweils seinen Stuhl vom Lehrerpult wegschieben musste, damit die Zimmertüre geöffnet werden konnte.
3 «Milchhüsli» (Milchannahmestelle)
Als typisches Bauerndorf besass Baltenswil ein Milchhüsli. Die Bauern brachten die Milch von ihren Höfen an die Sammelstelle. (Heute fahren Milch-Transportfahrzeuge der Milchzentralen den Höfen nach und holen die Milch ab.)
Dieses Milchhüsli nahm aber auch eine ganz andere Aufgabe wahr. Man traf sich hier zweimal am Tag (morgens und abends) und erfuhr Neuigkeiten. Die Funktion als «Ort der Begegnung», zu einer Zeit, wo es weder Fernsehen, Handy noch Computer gab, war besonders wichtig.
Das heutige Milchhüsli stammt aus dem Jahre 1952. Ursprünglich war es im Haus Nr 28 untergebracht. Danach, bis das heutige Milchhüsli gebaut wurde, im Haus Nr 31. Die Sennerei-Genossenschaft baute eigens dafür eine Milchannahmestelle an. Hinter dem Haus befand sich auch eine Kuhwaage.
Für die Kühlung der Milch erstellte die Sennerei-Genossenschaft vom Brunnen auf der andern Strassenseite eine Leitung Milchhüsli. Im Jahre 1980 wurde diese, in der Zwischenzeit stillgelegte Leitung, im Zuge der Strassensanierung entfernt.
Die nicht bäuerliche Bevölkerung holte hier am Abend die Milch für ihren täglichen Gebrauch.
4 «Schwanen» (kantonales Denkmal)
Mit dem Bau der neuen Landstrasse von Zürich nach Winterthur (1841-1845) erlebte Baltenswil einen wirtschaftlichen Aufschwung, der kurze Zeit später mit dem Bau der Eisenbahnlinie Winterthur-Örlikon über Wallisellen wieder zu ende ging. An diese Zeit erinnert uns der Schwanen.
1842 wurde dem Löwenwirt von Bassersdorf das Tavernenrecht für den geplanten Gasthof in Baltenswil erteilt. Anfänglich war der Gasthof mit dem Namen Goldener Löwen eingetragen (gleicher Name wie jener in Bassersdorf), zwei Jahre später trägt er den Namen Schwanen.
Caspar Appenzeller, von Höngg und Seidenhändler, gründete verschiedene Erziehungsanstalten in nächster Umgebung von Baltenswil, die stets mit einem Fabrikationsbetrieb verbunden waren. Er wurde zum Erzieher einer grossen Zahl gefährdeter Jugendlicher. So entstanden 1857 Wangen bei Dübendorf, 1869 Tagelswangen und 1874 Baltenswil, im ehemaligen Schwanen solche Erziehungsheime. Seit 1943 kennt man es unter dem Namen Landheim Brüttisellen, Protestantisches Erziehungsheim für Jugendliche. Seit der Schwanen ein Erziehungsheim ist, gab es einzelne grössere und kleine Brände, bei denen auch ein Insasse ums Leben kam.
Stilistisch gehört der Bau in die Epoche des Spätklassizismus, am Übergang zu den gelösteren Formen der Neurenaissance.
5 «Pöstli»
Mit dem Bau der neuen Landstrasse von Zürich nach Winterthur (1841-1845) indem Baltenswil einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte, wurden auch Postkutschenkurse auf diese Strecke verlegt. Im Gebäude der Post entstand sogar eine Pferdewechselstation.
Salomon Bänniger, Kantonsrat und Besitzer des Gasthofes Schwanen konnte seine Vorspannpferde in Baltenswil einsetzen.
Auch das Postbüro wurde hierher verlegt. Von diesem musste Jakob Brunner als erster Postbote mit einem zweirädrigen Stosswagen, im Winter mit einem Schlitten, Bassersdorf, Baltenswil, Wangen, Dietlikon, Nürensdorf, Breite, Oberwil, Breitenloo und Birchwil bedienen.
Der Postbote bediente wohl kaum alle Tage diese Orte. Man kann auch davon ausgehen, dass es an verschiedenen Orte Stellen gab, wo man für ihn Postsachen deponieren konnte.
Der Briefverkehr wurde durch den Postboten und die Pakete vermutlich durch den «Dorfpott» spediert.
6 Feuerwehrdepot
Jedes Dorf war seit dem Franzoseneinmarsch 1798 für ihre Belange selber verantwortlich, so auch für das Feuerlöschwesen.
Für die Löschgeräte des Löschzug Baltenswil wurde 1929 ein Depot an der Bassersdorferstrasse erstellt. Ob das alte Feuerwehrdepot auch schon hier stand ist ungewiss.
Der Löschzug Baltenswil wurde 1994 aufgelöst und das Material nach Bassersdorf überführt.
Im angrenzenden Bauernhaus, «Polizist-Wäckerli-Huus», ging der volksverbundene Schauspieler Schaagi Streuli von 1944-1953 ein und aus.
7 altes Wasserreservoir
1861 wurde in Baltenswil die Brunnengenossenschaft gegründet.
Im Zusammenhang mit der neuen Gemeindezuordnung 1931, Baltenswil wurde aus der Gemeinde Nürensdorf herausgelöst und Bassersdorf zugeteilt, gründete Baltenswil 1931 eine Brunnen-Korporation, die bereits 1933 wieder aufgelöst wurde.
1931 sind 12 laufende Brunnen in Baltenswil verzeichnet. Ein Jahr später haben 21 Personen das Grundwasserrecht erworben, welches 1932 in das Grundbuch eingetragen wurden.
2006 gab es 3 Wasserfassungen. Die Fassung 2 und 3 speisen nach wie vor 12 Brunnen. Weiterhin haben 21 Personen das Grundwasserrecht.
Halten Sie auf der Sitzbank unter dem Baum einen Augenblick inne und geniessen den Ausblick über das Dorf.
8 Schützenhaus Baltenswil
Am 23. Februar 1912, gründeten 18 Baltenswiler Schützen den Schützenverein Baltenswil (SVB). Schon zwei Jahre später, wie in den Protokollbüchern festgehalten ist, musste der ordentliche Schiessbetrieb eingestellt werden. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges bewilligte der Bundesrat keine Munition mehr für Schiessanlässe. So begnügte man sich, mit alten Gewehren einmal pro Jahr noch vorhandene, alte und feuchte Munition zu verschiessen.
1947 wurde das Schützenhaus in über 750 Stunden Frondienst renoviert.
1952 organisierte der SVB das Feldschiessen für den oberen Bezirksteil. Dazu musste ein Festzelt aufgestellt und ein Unterhaltungsabend organisiert werden. Kein geringerer als der legendäre Schaggi Streuli, wohl noch besser als Polizist Wäckerli bekannt, übernahm die Verantwortung für den gemütlichen Teil.
1976 wich der Schiessstand in Bassersdorf dem Bau der neuen Flughafen-Bahnlinie. Die Schützengesellschaft Bassersdorf erhielt in Baltenswil Gastrecht und unterstützte mit vielen Frondienststunden die Erweiterung der Schiessanlage um 4 Scheiben.
1989 fiel in der Schiessanlage in Baltenswil der letzte Schuss und der bleihaltige Kugelfang musste entsorgt werden. Der SVB konnte nun in der Schiessanlage Bettensee, Kloten, schiessen. Das Schützenhaus wurde mit finanzieller Unterstützung der Gemeinde zu einem Vereinslokal umgebaut. Dort wird jeweils eine 1. Augustfeier für Baltenswil organisiert. Für gesellschaftliche Anlässe kann es gemietet werden.
2004 wurde der SVB aufgelöst.
9 Kiesgrube Dübendorfer
Ende der 30er Jahre bauten die Gebrüder Heinrich und Albert Dübendorfer hier Kies ab, um Natursand für Baumörtel zu gewinnen. 1940 wurde der Turm errichtet. Ein Kettenelevator transportierte den Kies in die vier Silos im Innern des Turms. Lastwagen fuhren unter diesen und wurden beladen.
1952 versuchte ein Angestellter ein Hornissennest auszuräuchern. Bei dem Unterfangen brannte jedoch das Gebäude ab. Die Geschichte verbreitete sich schnell im ganzen Dorf und der Verursacher bekam den Übernamen «Hornusse-Brunner».
Der Kiesturm wurde wieder aufgebaut und diente fortan lediglich der Einlagerung von Wintersplitt. Heute nutzen ihn Private als Freizeitraum.
Quellen
Gemeinde Bassersdorf
Bassersdorfer Heimatbücher I und III
Zürcher Landzeitung / ZU / NBT Dienstag, 17. Juli 2007