Bassersdorfer Brunnenrundgang
(Stand 01.01.2023)
1 Bacheinstieg
Standort: Geerenweg / altes Primarschulhaus
Vorerst aber war es nicht der Brunnen, sondern der Altbach, dem unsere Vorfahren die Aufmerksamkeit schenkten. Sie bauten ihre Häuser dem Bach entlang, zu ihm hinunter führten sie Rampen und bauten sie «Bachstägli». Über die Rampe hinunter führten sie ihre Pferde zum «Bade», und zum Baden diente er im Sommer den Buben des Dorfes (nur den Buben!). Mit dem Bachwasser reinigten sie ihre Fässer, Standen und Gelten, und aus dem Bach schöpften sie das Wasser, das die Hausmütter für ihre halbjährliche grosse Wäsche brauchten. Dazu war sehr viel Wasser nötig. Bis nur schon die grossen «Dohlechessi» gefüllt waren, worin die Wäscherinnen die Aschenlauge sotten!
Und dann: 10- bis 15mal schütteten sie die schmutzige Wäsche an, bis sie endlich in der mächtigen «Wäscherstande» mit dem eigentlichen Waschen begannen. Da gab es viele Gelten und Tansen vom Bach oder vom Brunnen her ins Waschhaus oder in die Küche zu tragen. Und auch wenn die eine oder die andere Tanse mit einem verlängerten Rückenteil versehen war, durfte es manch einem Träger wie dem eigenwilligen Zürcher Oberländer Dichter Jacob Stutz ergangen sein, der, als Knecht verdingt, das Wasser herzutragen hatte: «Und als ich damit vorwärts ging, o wie es gutschte und spritzte und mich links und rechts auf die Seite stiess, schwankte gerade einher wie ein Betrunkener ... »
Die Bachverbauung entstand zwischen 1900-1908.
2 «kyburger Sodbrunnen»
Standort: Baltenswilerstrasse 2
Wie wichtig ihnen der Altbach war; das besondere Interesse unserer Dorfbewohner galt den Sodbrunnen, aus dem sie das Grundwasser bezogen. Dieses zu fassen erforderte ihre grösste Anstrengung. Das zeigt der Kyburger Sodbrunnen, der vor einigen Jahren von Ernst Morf und Mario Wegher freigelegt wurde. Damit die Handwerker von damals zum ersehnten Wasser kamen, mussten sie den Schacht ganze 12 Meter tief treiben, und zwar in Deckenschotter, der den Boden des Glattals füllt.
In diesem Boden aber einen Schacht mit einer lichten Weite von fast einem Meter 12 Meter tief zu treiben, das war ein schwieriges Unterfangen. Mit einem Einsturz musste stets gerechnet werden. Er liess sich nur dadurch vermeiden, dass sie hölzerne Hohlzylinder von 60 bis 100 cm Länge absenkten, den einen über dem andere, bis sie das Grundwasser erreichten, und dass sie danach diese Hohlzylinder, von unten nach oben, durch das Mauerwerk ersetzten.
Solche Brunnen erwarben sich mit der Zeit mehrere Bauernfamilien, und Jakob Brunner, der Verfasser von Mein Heimatdorf - (Bassersdorfer Heimatbücher, Bd.II), erwähnt die tiefen dunklen Steinschächte, auf deren Grund er am helllichten Tage die Sterne des Himmels leuchten sah.
Vielfach Überstieg aber dieser aufwendige Bau die finanziellen Möglichkeiten einer Bauernfamilie. Nachbarn schlossen sich dann zu Genossenschaften zusammen, um mit vereinten Kräften zum lebensnotwendigen Wasser zu kommen. Viele dieser Brunnen in unserem Dorf waren denn auch im gemeinsamen Besitz.
Der Brunnen, der vor dem Hause von Jakob Brunner stand, war ein Pumpbrunnen. Aus ihm pumpte er Abend für Abend den Trog voll Wasser für das Vieh, von ihm holte er täglich mit einer grossen Kupfergelte das Wasser für die Küche und füllte das grosse Schüefi (Stieleimer), aus dem die Familie mit dem Gätzi (Schöpfkelle) das Trinkwasser nahm.
Auch vom Kyburger Sodbrunnen schöpfte man vom 18. Jahrhundert an das Wasser nicht mehr mit einem an einem Seil befestigten Eimer. Auch er wurde damals in einen Pumpbrunnen umgewandelt. Man setzte ihm eine aus lauter Holzröhren zusammengesetzte Saugpumpe ein, mit deren Hilfe man das Wasser in einen Trog pumpte. Die Wasserbezüger hatten wohl noch vor ihrer Pumparbeit etwas Wasser durch einen Einfüllstutzen in das Bohrloch zu leeren, dennoch kamen sie fortan in kürzerer Zeit zu ihrem Wasser. Alle die Pumpbrunnen im Unterdorf hatten solche Holzröhren, die Teuchel oder Tüchelröhren genannt wurden, und erst im 19. Jahrhundert ersetzten die Brunnenbesitzer die hölzernen Rohre durch eiserne.
Der Sodbrunnenschacht an der Baltenswilerstrasse 2 wurde 1983 wieder instand gestellt.
Mit den Hochwasserschutzbauten des Dorfbaches sollte der Sodbrunnen einer neuen Strassenführung weichen. 500 Bassersdorfer Einwohner waren damit nicht einverstanden und haben dies mit einer Unterschrifteneingabe an den Kanton kundgetan. Dieser lenkte ein und es wurde schliesslich, mit der 2. Etappe der Bachüberbauung bei der Schmitte 2021, eine einvernehmliche eine Lösung realisiert.
Die Brunnen waren der Treffpunkt für die Nachrichtenverbreitung, Förderung der sozialen Kontakte, dabei heimliche Treffen vereinbaren, für Klatsch und Tratsch und vieles andere mehr.
3 Der erste «laufende Brunnen»
Standort: Schmitte / Baujahr 1793
Aber nicht die Bauersleute waren es, die die Initiative zum Bau eines solchen Brunnens ergriffen, sondern der Löwen-Wirt Salomon Bänninger. Er liess 1793 eine Quelle in der Schafmetzg fassen, eine Leitung bis auf die Höhe seines Gasthofs führen und diesem gegenüber, am Bachufer, den ersten «laufenden Brunnen» unseres Dorfes bauen. Mit den prächtigen Brunnen der Stadt, gar mit denen, die die «Wasserspiele» gaben, konnte er sich nicht messen. Immerhin, es darf doch festgehalten werden, dass sein Trog aus einem einzigen mächtigen Muschelkalkstein gehauen ist.
Und wenn diesem Trog das alte Bassersdorfer Wappen mit dem Reichsapfel eingemeisselt und dem Brunnenstock eine Brunnensäule mit einem stark profilierten Zierkapitell aufgesetzt wurde, das ganz dem Stil der Zeit entsprach, so wird sichtbar, dass der Löwen-Brunnen nicht nur gebaut wurde, um materielle Bedürfnisse zu befriedigen, dass er vielmehr auch als Schmuckstück und Wahrzeichen einer selbstbewussten bäuerlichen Gemeinschaft verstanden wurde.
Als die Bewohner im Chlupf im Jahre 1890 als letzte ihren «laufenden Brunnen» erhielten, waren andere Haushaltungen schon einen Schritt weiter gegangen: mit den Hauszuleitungen hatten sie sich ihren Alltag wesentlich erleichtert.
4 Brunnen beim «Gemeindehaus B»
Standort: Karl Hüginplatz 1 / Baujahr 1870
Ehemaliger Standort: auf dem Sodbrunnen, Baltenswilerstrasse 2
heutiger Standort seit 1983
5 Brunnen beim «Plätzli»
Standort: Winterthurerstrasse 17 / Baujahr 1870
6 Brunnen beim «Adler»
Standort: Winterthurerstrasse 32 / Baujahr 1797
Der Wunsch der Gemeindebürger, sobald als möglich einen solchen Wasserspender zu erhalten, ging allerdings nicht in Erfüllung. Zwar erhielt der Gasthof Zum Adler schon vier Jahre später 1797, seinen eigenen Brunnen.
Das Leben damals hatte eben noch einen andern Puls als heutzutage. Viele Dorfbewohner schlossen sich zwar wiederum zu Genossenschaften zusammen. Aber manch einer der tief verschuldeten Bauern mochte nicht einmal so in der Lage gewesen sein, eine weitere Belastung auf sich zu nehmen.
7 Brunnen «im Wiesental»
Standort: Sagi-Weg 4 / Baujahr vor 1862
8 Brunnen «Sekundarschulhaus Mösli»
Standort: Möslistrasse 3 / Baujahr 1956 (Schulhaus- und Turnhallenerrichtung)
In der Aula befindet sich das Mosaik von Karl Hügin «Arche Noah». Unter diesem Mosaik befand sich ein, mit grünen Pflanzen versehener Brunnen. Dieser Brunnen wurde bei der Sanierung entfernt.
9 Brunnen «Schulhaus Mösli»
Standort: Gerlisbergstrasse 20 / Baujahr um 1964
Mit dem Bau des Schulhauses C wurde die Wasserquelle abgegraben und seither führt der Brunnen kein Wasser mehr.
Der Brunnen von 1964 wurde entfernt und durch einen «modernen, zeitgemässen Brunnen» ersetzt.
Wasserzähler
Die zunehmende Bevölkerungszahl der fünfziger Jahre liess den Wasserverbrauch stetig ansteigen. Jeder konnte soviel Wasser beziehen wie er wollte und bezahlte nur die Hahnensteuer. Bald musste aber festgestellt werden, dass der durchschnittliche Wasserverbrauch pro Kopf dermassen zugenommen hatte, dass die Wasserversorgung auf die bisherige Art nicht mehr weiterbetrieben werden konnte. 1958/59 wurden in allen Häusern die «Wasseruhren» installiert. Die Vermutung, dass damit der Wasserbezug rückläufig werde, bestätigte sich. Er ging nicht nur wenig, sondern fast um die Hälfte zurück! Nebst den tropfenden Hahnen kamen durch die Uhren noch andere Missstände zum Vorschein. Viel Wasser war durch undichte Leitungen unbemerkt in unserem Kiesboden versickert!
10 Brunnen «im Kratz»
Standort: Gerlisbergstrasse 5 / Baujahr 1840
Das Amt des Brunnenmeisters
Schon immer hatte sich die Gemeinde für die Beschaffung von Trinkwasser verantwortlich gefühlt. Das alte Amt des Brunnenmeisters gibt uns einen Hinweis darauf, und an den letzten Brunnenmeister unseres Dorfes, an Jean Dübendorfer, werden sich noch viele erinnern. Er reinigte die Tröge im Sommer wöchentlich einmal, im Winter alle 14 Tage. Und wenn Jean Dübendorfer, der immer eine Draht- und eine Reisbürste samt dem grossen eisernen Schlüssel bei sich hatte, jeweilen auch beim Graben der Leitungen mithalf, dann setzte er gleichsam die Tradition der Brunnenmeister fort. Sie hatten nämlich nicht nur die Brunnen zu reinigen, die Tüchel und die Wasserleitungen zu kontrollieren, sie mussten die Leitungen auch bauen. Um es mit einem Begriff von damals zu sagen: der Brunnenmeister hatte in unserer Gemeinde für das «gute Wasser» zu sorgen.
Das war gar nicht immer einfach, und so sonderbar es erscheint: mit den «laufenden Brunnen» wurde seine Aufgabe nicht leichter. Einmal fanden es die Kinder schon damals lustig, am Brunnen Unfug zu treiben: Verstopfen der Brunnenröhre, Ausziehen der Ablaufstöpsel! Viel mehr als die Kinder aber dürften ihm die Erwachsenen zu schaffen gemacht haben. Für sie war der Brunnen eine wunderbare Einrichtung, denn alles liess sich in seinem Trog so bequem und schnell reinigen: Kraut, Rüben, Fleisch, selbst das Geschirr. Und warum sollte man nicht gleich den Plunder (Wäsche, Kleider) ins saubere Wasser des Trogs werten?
Und war es nicht immer verlockend, Holzgeräte und Holzgefässe, die lange nicht mehr gebraucht und deshalb ausgetrocknet waren, im Trog zu verschwellen?
11 Brunnen der evang.-ref. Kirche Bassersdorf
Standort: evang.-ref Kirche Haupteingang, Platz linke Seite / Baujahr 1964
Mit der Renovation der evangelisch-reformierten Kirche wurde auch der Brunnen erstellt.
12 Brunnen im «Unterdorf»
Standort: Klotenerstrasse 50 / Baujahr 1836
13 Brunnen im «Chlupf»
Standort: Chlupfgasse 10/12 / Baujahr 1890
Die Hauszuleitungen
In der Zeit, als die letzten Brunnen gebaut wurden, entstanden nach und nach auch Hauszuleitungen, eine Errungenschaft, von der man bis dahin nur träumen konnte. Die erste dieser Hauszuleitungen kann heute nicht mehr mit Bestimmtheit festgestellt werden. Vermutlich war es diejenige vom «Adler», für welche die Quelle in der Frohburg gefasst wurde. Ganz bestimmt ist aber die erste Hauszuleitung, die für mehrere Häuser gemeinsam gebaut wurde, im Jahre 1879 mit der Quellfassung Gyrhalde entstanden. Dies war auch die erste Gussleitung, die man zu jener Zeit für die Häuser im Bahnhofquartier verlegte. So wurden die Wirtschaften «Rosengarten» (heute Zürcher Kantonalbank) und «Rütli» sowie die Häuser Jucker, Bachmann und Weidmann daran angeschlossen.
Dies führte natürlich dazu, dass auch andere Leute im Dorf einen eigenen Hahnen im Hause haben wollten, aus dem nach einer einfachen Drehung das Wasser heraussprudelte. Es sollte aber noch 13 Jahre dauern. Der Wassermangel war in diesen Jahren ein vieldiskutiertes Traktandum der Gemeindeversammlungen.
Ein Vertrag mit der Zivilgemeinde Nürensdorf über den Ankauf des «Bühlbrunnenwassers» brachte die Wende. Am 6. Dezember 1891 beschlossen die Stimmbürger an der ausserordentlichen Gemeindeversammlung den Bau einer Hauswasserversorgung und Hydrantenanlage.
Nun entstanden das Reservoir Hub und ein neues Leitungsnetz mit 34 Hydranten. 1908 konnte das Reservoir Hub mit einer weiteren Ouelle von Birchwil gespeist werden und zugleich erhielten alle restlichen Häuser die Wasserzuleitung. Von diesem Zeitpunkt an verfügte jede Wohnung über fliessendes Wasser.
Die vorhandene Reservoir-Kapazität reichte bis zum Jahr 1920. Dann baute man ein neues Netz mit einer Grundwasserfassung in Geeren und ein neues Reservoir im Steinlig. Weil aber das Reservoir Steinlig etwa 30m in höher liegt als das Reservoir Hub, gab es von diesem Zeitpunkt an zwei verschiedene Druckzonen: eine Niederdruckzone vom Reservoir Hub und eine Hochdruckzone vom Reservoir Steinlig. Dies erforderte einen guten und erfahrenen Spezialisten, der die Schieber richtig bedienen konnte. Vor allem bei Brandfällen musste auch die Niederdruckzone vom Hochdruckwasser gespeist werden. Dieser Mann, der sich da auskannte, war der damalige Brunnenmeister «Dübi Schang». Er hiess Jean Dübendorfer und wohnte im äussersten Bauernhaus an der Zürichstrasse, der heutigen Bahnhofstrasse. Der Brunnenmeister hatte damals eine andere und zum Teil viel grössere Bedeutung als in unserer Zeit. Heute wird das gesamte Leitungsnetz durch die Betriebsleitung der Gemeindewerke überwacht und gesteuert.
Der Komfort des fliessenden Wassers verleitete natürlich zum vermehrten Wasserverbrauch. Eine weitere Pumpe in der Fassung Geeren und das zweite Reservoir Steinlig mussten 1933 gebaut werden. Baltenswil, das zur Gemeinde Nürensdorf gehört hatte, wurde 1931 in den Gemeindeverband aufgenommen. Durch das Pumpwerk Sennpünt besass Baltenswil aber eine eigene Wasserversorgung und benötigte von Bassersdorf kein Wasser.
14 Brunnen im «Underdorf»
Standort: Weingasse 2 / Baujahr 1870
Die Bewohnen der Chlupfgasse mussten mit dem Pumpbrunnen vorlieb nehmen und gedulden bis auch ihnen 1890 als Letztere, fast 100 Jahre nach dem ersten laufenden Brunnen im Dorf, möglich war den ersten Quellbrunnen zu erstellen. Beim Bahnhof Bassersdorf wurde zu jener Zeit die erste Hauswasserleitung erstellt.
15 Brunnen im «Underdorf»
Standort: Klotenerstrasse 25 / Baujahr 1870
16 «Sudelbrunnen»
Standort: Klotenerstrasse 1 / Baujahr 1813/1886
Konnte der Mensch das Trinkwasser direkt ab der Brunnenröhre nehmen, so waren die zur Tränke geführten Tiere aber auf sauberes Wasser angewiesen. Wir verstehen deshalb, dass die Stadt das Reinigen von Gemüse und das Waschen des Geschirrs im Brunnen verbot, «als dadurch den pferden solches zu schaden gereicht.» Die grosse Zahl von Verboten und Verordnungen, mit denen die Stadt das Benützen der Brunnen einschränkte, diente aber letztlich dazu der Bevölkerung sauberes Trinkwasser zu gewähren. Der Zusammenhang von «gutem Wasser» und der Gesundheit war den Menschen von damals nämlich bekannt, sie brauchten nicht erst den zornigen Ausruf eines enttäuschten Wasserbezügers, dass es ekelhaft sei «dergleichen Wasser ohne dringendste Not oder in speise zu geniessen, wo sehr oft todte hunde, katzen drin ligen!» Unsern Vorfahren konnte man mit Verboten nicht beikommen. Sie bauten aber einzelne Brunnen mit zwei Trögen; der kleinere diente als «Sudelbrunnen». Damit hatten sie aber erst die Voraussetzungen für die erforderliche Ordnung geschaffen. Die weiteren Einschränkungen, die nötig waren, mussten sie sich selber, aus eigener Einsicht, auferlegen. Der Brunnen wurde für sie deshalb nicht nur der für die dörfliche Gemeinschaft so wichtige Ort der Begegnung, sondern auch Prüfstein für das Zusammenleben im harten Alltag.
17 Brunnen auf dem «Dorfplatz»
Standort: Dorfplatz / Baujahr 2012
Mit der Neugestaltung des alten Bahnhofgeländes (heute Dorfplatz) wurde auch ein Brunnen mit Wasserspiel erstellt.
18 Wasserreservoir in der «Hueb»
In der Zeit als die letzten Brunnen gebaut wurden entstanden die ersten Hauszuleitungen. So entstand beispielsweise 1879 die Quellwasserfassung in der Gyrhalde. Da immer mehr Hausanschlüsse gefordert wurden beschloss man 1891 eine Hauswasserversorgung und Hydrantenanlage zu bauen. Es entstand das Reservoir Hueb und ein neues Leitungsnetz mit 34 Hydranten. 1908 konnte das Reservoir Hueb mit einer weiteren Quelle von Birchwil gespeist werden und zugleich erhielten alle restlichen Häuser die Wasserzuleitungen. Von diesem Zeitpunkt an verfügte jede Wohnung über fliessendes Wasser.
Die vorhandene Reservoir-Kapazität reichte bis 1920. Dann baute man ein neues Wasserversorgungsnetz mit einer Grundwasserfassung im Geeren und ein neues Reservoir im Steinlig.
Übrigens: Um den hohen Wasserverbrauch zu senken, wurden 1958/59 in allen Häusern Wasseruhren installiert. Mit dieser Massnahme ging der Wasserverbrauch um fast die Hälfte zurück.
Die Gruppenwasserversorgung
Die grosse Wende für unsere Wasserversorgung brachte das Jahr 1958, als sich unsere Gemeinde der «Gruppenwasserversorgung Lattenbuck» anschloss. Dieser Zweckverband bestand damals aus den Gemeinden Wallisellen, Dietlikon, Brüttisellen und Bassersdorf. Jeder Gemeinde war eine Optionsquote (Höchstbezugsmenge) zugeteilt, wobei unser Werk mit 720 Tageskubik beteiligt war. Da das Reservoir Lattenbuck höhenmässig dem Reservoir Steinlig angepasst wurde, konnten bei dieser Gelegenheit die verschiedenen Druckzonen aufgehoben werden.
Mit dem zulaufenden Quellwasser und der Beteiligung am Zweckverband Lattenbuck wär die Wasserversorgung für 10’000 Einwohner sichergestellt gewesen. Mitte der sechziger Jahre wurde aber die «Gruppenwasserversorgung Vororte und Glattal» ins Leben gerufen. Ihr Hauptziel war die gemeinsame Beschaffung und Verteilung des zusätzlich aus den Zürichsee benötigten Trinkwassers. An diesem Zweckverband sind 28 Partnergemeinde beteiligt. Unser ursprünglicher Zweckverband Lattenbuck wurde zu einem neuen Verband «Gross-Lattenbuck» umfunktioniert. Diesem Verband haben sich zusätzlich die Gemeinden Opfikon, Nürensdorf, Wangen und Illnau angeschlossen. Diese Gemeinden sind insgesamt mit einer Option von 25’100 Tageskubik beteiligt.
Der Gedanke dieses grossen Zusammenschlusses wurde noch weitergeführt, indem die beteiligten Gemeindewasserwerke durch diese Zweckverbände aufgekauft wurden oder an diese verkaufen mussten. Im Jahre 1973 wurde unser Wasserwerk aufgekauft mit der Begründung der Solidarität: Denjenigen Gemeinden, die weder Grundwasser noch Quellen besitzen, müsse solidarisch geholfen werden, da die Wasserrechte Eigentum des Kantons und nicht der Gemeinden seien. Heute sind nur noch die Verteilleitungen im Eigentum unseres Wasserwerkes. Die Pumpwerke, Reservoire und die Hauptleitungen sind an den Zweckverband «Gross-Lattenbuck» abgetreten worden.
Die Zielsetzung unseres grossen Zweckverbandes «Vororte und Glattal» geht noch weiter. Es wird an einen Wasserverbund gedacht, der einerseits das Wasser vom Zürichsee fasst und anderseits auch dem Rhein entnimmt. Diese Fassungen will man mit der Zeit zusammenschliessen. Hoffen wir, dass der nun eingeschlagene Weg auch für unsere Nachfahren der richtige sein wird!
Kläranlage
Die erste Kläranlage wurde 1953 als neuzeitliche, gutfunktionierende Abwasserreinigung in Betrieb genommen und damals von vielen Gemeinden als Musterbeispiel besichtigt. Diese mechanisch/biologische Reinigungsanlage wurde für 3’000 Einwohner konzipiert. Es wäre möglich gewesen, ihre Kapazität auf das Doppelte auszubauen. Im Hinblick auf den Anschluss der Gemeinden Nürensdorf und Lindau wäre die Anlage aber trotzdem zu klein gewesen. Heute wird noch ein Teil der Anlage als Sammelbecken benützt. Das anfallende Klärwasser aus dem westlichen Dorfteil wird hier gefasst und zur Reinigung in die 1974 im Eich erstellte Kläranlage gepumpt. Diese ist für 22’500 Einwohnerwerte konzipiert: 15’000 für Bassersdorf, 5’000 für Nürensdorf und 2’500 für Tagelswangen, Gemeinde Lindau. Sie reinigt, ebenfalls mechanisch/biologisch und verfügt zusätzlich über eine Phosphatausfällungs-Einrichtung.