Von Brunnen und dem Brunnenmeister

Gemeindeordnung für die Politische Gemeinde Bassersdorf

31. Juli 1862
Auszüge

§ 14

Als öffentliche Gmeindsbrunnen gelten:

a) die acht laufenden Brunnen bei der obern Mühle, der Untermühle, beim Adler, beim Löwen, beim Sekundarschulhausgebäude [Klotenerstrasse 1], im Kratz, bei des Jakob Lienhardt, Kollers Haus und im Klupf;

b) die drei Sodbrunnen in der Weingasse, beim Hause des Heinrich Lienhardt, Schneider.

§ 21

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k) der Brunnenmeister für die Reinigung und Beaufsichtigung der öffentlichen Gemeindsbrunnen 25 Fr - Rp und beim Brunnenwerk ein Tag von 2 Fr - Rp

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«Das Amt des Brunnenmeisters»

Schon immer hatte sich die Gemeinde für die Beschaffung von Trinkwasser verantwortlich gefühlt. Das alte Amt des Brunnenmeisters gibt uns einen Hinweis darauf, und an den letzten Brunnenmeister unseres Dorfes, an Jean Dübendorfer, werden sich noch viele erinnern. Er reinigte die Tröge im Sommer wöchentlich einmal, im Winter alle 14 Tage. Und wenn Jean Dübendorfer, der immer eine Draht- und eine Reisbürste samt dem grossen eisernen Schlüssel bei sich hatte, jeweilen auch beim Graben der Leitungen mithalf, dann setzte er gleichsam die Tradition der Brunnenmeister fort. Sie hatten nämlich nicht nur die Brunnen zu reinigen, die Tüchel und die Wasserleitungen zu kontrollieren, sie mussten die Leitungen auch bauen. Um es mit einem Begriff von damals zu sagen: der Brunnenmeister hatte in unserer Gemeinde für das «gute Wasser» zu sorgen.

Das war gar nicht immer einfach, und so sonderbar es erscheint: mit den «laufenden Brunnen» wurde seine Aufgabe nicht leichter. Einmal fanden es die Kinder schon damals lustig, am Brunnen Unfug zu treiben: Verstopfen der Brunnenröhre, Ausziehen der Ablaufstöpsel! Viel mehr als die Kinder aber dürften ihm die Erwachsenen zu schaffen gemacht haben. Für sie war der Brunnen eine wunderbare Einrichtung, denn alles liess sich in seinem Trog so bequem und schnell reinigen: Kraut, Rüben, Fleisch, selbst das Geschirr. Und warum sollte man nicht gleich den Plunder (Wäsche, Kleider) ins saubere Wasser des Trogs werfen?

Und war es nicht immer verlockend, Holzgeräte und Holzgefässe, die lange nicht mehr gebraucht und deshalb ausgetrocknet waren, im Trog zu verschwellen?